Die Kunstrichtungen Sezession und Jugendstil beleben die Mosaikentwicklung neu. Bedeutende Mosaikwerke, wie die Arbeiten von Gustav Klimt und Antoni Gaudí, entstehen. Die Mosaiken des Letzteren stehen im Gegensatz zu bisher Gewe- senem.
Sie sind voller bizarrer Fantasien, losgelöst von tradi- tioneller Norm und Regel und schmücken nicht nur Fußböden Wände, sondern jegliche Bauteile von Skulpturen über Banke, Mauern und Fensterrahmen. Statt Glas-, Marmor- oder Natur- steinwürfeln setzte Gaudí Keramik-, Fliesen- und Glasbruch- stücken. Man nennt diese Technik „Trencadis“. Gaudi übt einen starken Einfluss auf die immer mehr aufkoni menden naiven Mosaikkünstler aus. Berühmt geworden sind die Werke des Franzosen Raymond Isidore. Er überzog sein Haus in Chartres mit Glasscherben, Keramikbruchstücken, Teekannen-deckeln, Henkeln und Figuren. Man nennt diesen Stil inzwischen „Picassiette“ (auch „Pique Assiette“) und seine Maison Picassiette ist heute in seiner Heimatstadt zu besichtigen. Picassiette kommt aus dem Franzöischen und kann mit „Tellersammler“ übersetzt werden. Mit der Herstellung von industriell gefertigtem Glasmosaik in den 1950er Jahren findet Mosaik zunehmend Verwendung in der Archi- tektur. Großflächige Fassadenverkleidungen entstehen und in der Inneneinrichtung verbreiten sich Nierentische mit Mosaikbesatz. Ende der 1960er Jahre lässt das Interesse an Mosaik nach, entfacht aber in den 1990er Jahren wieder neu. In jüngster Zeit werden zur Erstellung von Mosaiken auch Computerprogramme eingesetzt, wobei sogenannte Foto- oder Rastermosaiken entstehen. Heute greifen Mosaizisten beim Erstellen von Mosaiken auf den Teichen Erfahrungsschatz aus fünf Jahrtausenden zurück, erzeu- gen aber durch Materialkombinationen neue Ausdrücke.